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Strasbourg 2009: - nach dem Gipfel ...

06. Apr 2009

Ergebnisse des Workshops Pax Christi Freiburg / Ökumenisches Netz Württemberg zum Internationalen Kongress “Nein zur NATO - Nein zum Krieg. 60 Jahre sind genug!” 4.4.09

Anlässlich des Nato - Gipfels fand in Strasbourg 3.-5.4.09 ein internationaler Kongress “Nein zur NATO - Nein zum Krieg. 60 Jahre sind genug!” statt, an dem auch pax christi - Mitglieder teilnahmen. Im Rahmen eines workshops haben sie - auch unter dem Eindruck des Verlaufs der Demonstration am Sa.4.4.09 in Strasbourg - folgende Erklärung abgegeben und in den Kongress eingebracht:

" Warum waren wir christlichen und kirchlichen Gruppen bei den NATO-Protesten? Wir wenden uns hier gegen die Legitimation des Militärbündnisses, die gegen unseren Willen erfolgt. Unser eher spiritueller Standpunkt, der uns als weltfremd vorgehalten werden könnte, erweist sich dabei, wie wir meinen, oftmals als eigentlicher Realismus, weil sich uns dadurch ganz andere Zugänge, namentlich der der Gewaltfreiheit eröffnen. Das hat sich bei vielen Gelegenheiten bewiesen, etwa bei den gewaltfreien Protesten „Schwerter zu Pflugscharen“, die zum Mauerfall führten oder bei den Erfolgen der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung. Neben dem aktiven Position-beziehen und Gesicht-zeigen, vor allem auch außerhalb der Kirchenmauern, geht es uns als ChristInnen bei der Teilnahme an den Friedensdemonstrationen um das Wahrnehmen unserer Verantwortung als BürgerInnen, als Eltern, die eine zukunftsfähige Welt für ihre Kinder schaffen wollen, und um das Ausschöpfen unserer Möglichkeiten der freien Meinungsäußerung.

Wir sehen im einseitigen Sicherheitsdenken unserer NATO-Staaten einen grundlegenden Widerspruch zum biblisch-christlichen Gerechtigkeitsideal und setzen dem die Verpflichtung auf solidarische Güte auch in internationalen Beziehungen entgegen. Für die Umsetzung dieser Verpflichtung fordern Zivilgesellschaft und Kirchen gemeinsam im Gegensatz zur Gewaltagentur NATO oder der im EU-Vertrag von Lissabon vorgesehenen Agentur für Verteidigung eine internationale Friedensagentur. Das Rüstzeug dafür haben wir kirchlichen Friedensorganisationen mit unserer reichen Erfahrung aus 60 Jahren Friedensarbeit, mit zivilen Friedensdiensten, Schalomdiakonaten und Instrumenten zur Konfliktprävention. Dabei treten wir jedoch dem jetzt propagierten NATO-Konzept der vernetzten Sicherheit kritisch gegenüber. Frieden kann nur ohne Waffen geschaffen werden.

Hier in Strasbourg wurde im April 2001 von allen protestantischen, orthodoxen und katholischen Kirchen in Europa die Charta Oecumenica unterzeichnet. Grundlage für dieses Friedenszeichen ist der 1983 weltweit ausgerufene Konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung. Zitat: „Auf Grund unseres christlichen Glaubens setzen wir uns für ein humanes und soziales Europa ein (eine humane und soziale Welt), in dem die Menschenrechte und Grundwerte des Friedens, der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Toleranz, der Partizipation und der Solidarität zur Geltung kommen. Wir betonen die Ehrfurcht vor dem Leben, den Einsatz für die Armen und die Bereitschaft zur Vergebung.“ Es gilt zu verhindern, dass Europa und die Welt sich zu einem integrierten Westen und einem desintegrierten Osten entwickeln und der Nord-Süd-Gegensatz sich verschärft.

Das zentrale Gebot unseres Glaubens „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ (3 Mos 19, Mt 5, 44) bezieht jeden, selbst den Feind mit ein. Anders sagt es die Goldene Regel: „Alles was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen“. (Mt 7,12)

Diese Feindesliebe soll an der Friedensbewegung selbst ablesbar sein und sichtbar werden, das ist ihre eigentliche Stärke:
  • Bei aller Entschiedenheit für die eigene Überzeugung Andersdenkende respektieren und fair mit ihnen umgehen;
  •  Feindesliebe ist mit militärischer Gewalt und Gewaltvorbereitung unvereinbar;
  •  kompetent mit der Sache auseinandersetzen und Alternativen entwickeln.

Deshalb lasst uns gemeinsam zu FriedenstifterInnen werden !  "